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2000 spendeten begeistert Applaus

Drittes internationales Trachtenfest auf der Freilichtbühne / Ein Festival im Geiste der Völkerverständigung

HEPPENHEIM. (hko). Folklore-Festival im Heppenheimer Freilichttheater. Im Rahmen des internationalen Trachtenfestes, das die Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg am Wochenende zum dritten Mal veranstaltete, trafen sich in der Kreisstadt Tänzer, Sänger und Musiker aus aller Herren Länder. Höhepunkt der zweitägigen Festlichkeiten: der große Festabend am Samstag auf der Freilichtbühne. An einem milden Sommerabend durften die Herzen der Freunde volkstümlicher Klänge höher schlagen, Begeisterung war im gefüllten Halbrund zu spüren. Fast 2000 Gäste waren immerhin gekommen, um die Darbietungen der Freunde aus sechs Nationen zu bestaunen. Die Musik, die ja bekanntlich keine Grenzen kennt, brachte auch hier die Völker im rhythmischen Takt näher. Die 150 Heppenheimer Gäste stellten im bunten Reigen vor, wie man bei ihnen zuhause fröhlich ist und tanzt.

Es begann urwüchsig: mit Dreieckshut, Schnallenschuh und bunten Halstüchern gab es Folkloristisches aus dem Odenwald. Die Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg, Veranstalter des singenden und spielenden Spektakels, stellte sich vor. Fröhlich ging es im Kreise umher, im Reigen der Spitzenhäubchen, freudig in die Hände klatschend.
Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg Heppenehim
Odenwälder Tänze durch die Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg: Vorsitzender Norbert Müller und Frau führten die gastgebende Gruppe an. (Blid:Toni L. Solert)

In der original Odenwälder Tracht will die noch junge Volkstanzgruppe Bergsträßer Brauchtum pflegen, "Tradition und Fortschritt in harmonischen Einklang bringen", wie es heißt. Frohsinn ist oberstes Gebot bei den 76 Mitgliedern, die vor kurzem sogar schon eine Kindertanzgruppe gründeten. Bekanntheit freilich hat man schon weit über die Grenze der Region hinaus erreicht: Bei Fernsehauftritten in volkstümlichen Sendungen, bei Reisen ins Ausland zu Festen und befreundeten Musikgruppen in Italien und Frankreich.

Partnerstadt Kaltern grüßte

Danach Gäste aus Südtirol. "Wir freuen uns die Freunde aus unserer Partnerstadt Kaltem begrüßen zu dürfen", wurde angesagt. Und tatsächlich wurde es zünftig. Mit alpinem Frohsinn zogen die Kalterer laut jauchzend in krachernen Lederhosen aufs hölzerne Parkett. Aus dem Südtiroler Weinparadies waren 13 Folkloristen in originaler Tracht an die Bergstraße gekommen, um das Brauchtum aus den Bergen vorzustellen. In Kaltem ist die Trachtengruppe vor allem gern gesehener Gast bei vielen Heimatabenden. Mit alten, überlieferten Tänzen aus der Südtiroler Kulturlandschaft will man die Freunde der Volksmusik unterhalten.

Trachtengruppe Kaltern
Grüße aus der Partnerstadt übermittelte die Trachtengruppe Kaltern (Bild: Lutz Igiel)

Es blieb bei Musikalischem von Almen und Matten. Groß und wuchtig bauten die Züricher Alphornbläser vom Uetliberg ihr 3,55 Meter langen, hölzernen Instrumente vor der Kulisse der Starkenburg auf. Die vier Bläser mit der kräftigen Puste gingen in der schlichten schwarzen Tracht der Eidgenossen zur Sache: dumpf und harmonisch schwebten die Klänge aus dem großen Horn über die grünen Hügel des vorderen Odenwalds. Was sonst nur in der Kulisse zu hören ist, brachten die Schweizer an die Bergstraße. Die Uetliberger Alphornbläser gehören immerhin zu den Virtuosen in unserer eidgenössischen Nachbarschaft: mit ihren Instrumenten, in F gestimmt und nur in Naturtönen zu blasen, gehören sie bei den Jodlerfesten zur Schweizer Klasse I.

Jugoslavisches Nationalballett
Vor der prächtigen Kulisse der Starkenburg lief das dritte internationale Trachtenfest ab. Im Bildvordergrund zu sehen ist das jugoslavische Nationalballett "Frula" (Bild: Lutz Igiel)

Ausdruck der Lebensfreude

Nach gemächlich tiefen Klängen dann Schwung und Temperament. Mit lautem Ruf sprangen sie aufs Parkett, die jungen Künstler des jugoslawischen Nationalballetts "Frula". Fast orientalisch muteten die Klänge an, zu denen die jugoslawischen Tänzer in flatternden Hosen, in rotgrüner Tracht temperamentvoll tanzten. Aus den felsigen Mittelmeerregionen, wo Tanz noch Ausdruck der Lebensfreude ist, hatten sie folkloristisches Brauchtum mitgebracht. Der Folkloretanz ist für die be- geisterten jungen Schüler der nationalen "Schule für Tanz" in Belgrad eine Art der Bewegung, die die Gefühle und geistige Vorstellungskraft ihres Volkes widerspiegelt,

Rancho Folklorico Os Camponeses de Casa do Povo (Portugal)
Typische Merkmale für den portugisischen Volkstanz: Gruppe "Rancho Folklorico Os Camponeses de Casa do Povo" begeisterte die Zuschauer. (Bild: Lutz Igiel)

"Frula" ist ein farbenprächtiges Bindeglied zwischen der Vergangenheit und dem heutigen Leben Jugoslawiens. Im Nationaltanz kommt der Vielvölkerstaat zum Tragen: Einflüsse aus jahrhunderte langer französischer und italienischer Besetzung der dalmatischen Region sind ebenso zu spüren wie Orientalisches aus der Zeit der Türkenbesetzung Serbiens und Mazedoniens und Mitteleuropäisches aus österreichisch-ungarischer Zeit in Kroatien und Slowenien.

Der Choreograph der Truppe, Dragoslav Dzadzevic, engagiert sich besonders in der Aufgabe, die jugoslawische Nationalkultur zu vereinigen: er bereist ständig die einzelnen Republiken, um urwüchsiges und eindrucksvolles sein Repertoire aufzunehmen. Eine besondere Leistung. Denn was die Jungen und Mädchen in Heppenheim zeigten an unterschiedlichen Tänzen und Trachten, an Begeisterung und Bewegungsfreude, das glich tatsächlich einem breiten folkloristischen Kaleidoskop.

Alphornbläser
Einen willkommenen Farbtupfer stzten die Alphornbläser Uetliberg aus Zürich. (Bild: Lutz Igiel)

Fröhlich und natürlich

Aus Frankreich war man vorn Land gekommen. Aus Pouzy Mesangey, einem kleinen Dorf im Herzen Frankreichs, das nur 200 Seelen zählt, hatten alte Freunde der Heppenheimer an die Bergstraße gefunden. Mit Schlapphüten, mit schlichter Tracht und mit altfranzösischem Volkstanz spielten sich die vergnügten Frauen und Burschen ins Herz des Publikums. In gebrochenem Deutsch strengte man sich an, Brauchtum und historische Instrumente näher zubringen. Zu den quietschenden Klängen eines Dudelsacks hüpften die fröhlichen Musiker aus dem Bauern - und Winzerdorf übers Parkett. Zwar hatten sie nichts von der Professionalität der Künstler aus dem Ostblock, doch durch ihre fröhliche und natürliche Art setzten sie ebenfalls besondere Akzente beim Trachtenfest.

Frankreich
Gäste aus Frankreich beim internationalen Trachtenfest. Die aus einem 200-Seelendorf kommendde Gruppe beeindruckte in der Kreisstadt. (Bild: Lutz Igiel)


Letzte Änderung dieser Seite am 14.02.2003 von (unbekannt). Informationen unter birgit.jung@tvg-starkenburg.de