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Welt der Lieder, Meer der Tänze

Chinesisches Ensemble kannte keine Sprachprobleme

Kodravas. Die Volkstanz- und Volksmusikgruppe Kodravas aus Litaun wurde im Jahr 1988 gegründet. Das Ensemble singt und spielt nur authentische litauische Volksmusik auf traditionellen Instrumenten. (Bild: Funck)

Bei ihren Tänzen am Wochenende auf der Heppenheimer Freilichtbühne interpretierten sie das Leben auf dem Land. Festtagsstimmung war's, die sie über die Bühne wirbeln ließ. Der Kontrast zwischen den weißen Kleidern und den bunten Röcken vermittelte abwechslungsreiche Eindrücke lateinamerikanischen Temperaments. Wachsende Spannung kam auf, als eine Tänzerin sich zuerst mit einer Weinflasche und dann nacheinander zunehmend bis zu fünf aufeinandergebaut, im Takt der heißen Rhythmen bewegte.

Schon in den Vereinigten Staaten, in Japan und Singapur stellten sich die jungen Mitglieder des bereits mehr als 40 Jahre alten ethnischen Ensembles von Zhuxiong Yi in China vor. Die Künstler organisieren sich als Vertreter einer rund fünf Millionen zählenden völkischen Minderheit im autonomen Bezirk Yi in Südchina. In Heppenheim als zweiter Station auf ihrer ersten Europareise weckten sie mit ihrer Anmut besonderes Interesse.

Anmutig. Bezaubernd der Charme der Chinesen. (Bild: Funck)

Die Gruppe hat in ihrer augenblicklichen Zusammensetzung bei zahlreichen Auftritten einen Einblick vermittelt in die Vielfalt ihrer folkloristischen und literarischen Kultur. Die Mitglieder des Ensembles sind ausnahmslos des Englischen nicht mächtig, dennoch hatten sie in den vergangenen Tagen keine Sprachprobleme. Sie verständigten sich mit den übrigen Teilnehmern und mit ihren Gastfamilien durch Mimik und Gesten. Für die offiziellen Anlässe hatte ein Mitglied des veranstaltenden Vereins in Darmstadt einen chinesischen Kollegen gefunden, der Mandarin-Chinesisch spricht, während die meisten in Deutschland lebenden Chinesen des Kanton-Chinesisch beherrschen.

Hans-Dieter Seyfert dankte am Samstag abend ganz besonders dem Bergsträßer Bundestagsabgeordneten Dr. Klaus Kubier, der sich in einer außergewöhnlichen Aktion dafür einsetzte, daß die Chinesen die Reise nach Europa antreten konnten. Drei Tage vor der Abreise fehlten ihnen nämlich noch die Visa.

Bei ihren Tänzen zeigten die Chinesen etwas von ihrer Lebensfreude, thematisierten die Yi-Tugenden, besangen die Liebe, nahmen sich aber auch der nationalen Minderheit Dai an und suchten etwas vom Fischen zu vermitteln. Das Besondere des Auftritts war unter anderem die Musik auf einer nur sieben Zentimeter langen Flöte und dem Ba Wu, einer Holzrohrtrompete.

Zu jedem Trachtentanz-Festival gehöre ein gemeinsamer Gesangsauftritt aller beteiligten Gruppen, erfuhr das Publikum. Hans-Dieter Seyfert habe erst am Freitag nachmittag mit allen gemeinsam proben können. Um so erstaunlicher war das Ergebnis, das die Zuschauer und Zuhörer auf der Freilichtbühne bei den beiden Veranstaltungen am Wochenende zu Gehör bekamen. "In Musikanten fließt dasselbe Blut", hatte Claudia Schmitt bei ihrer Ansage als Erklärung parat.

Gegensätzlich zu dem, was die Chinesen als ihre "Welt der Lieder und Meer der Tänze" zu bieten hatten, war das, was die erst 1988 gegründete Gruppe Kodrovas aus Litauen darbot. Die meisten der 23 Mitglieder sind Studenten, die sich zum Ziel setzen, authentische litauische Volksmusik auf originalen Volksinstrumenten wie Hörnern, Schalmeien und litauischer Zither zu Gehör zu bringen. Die noch junge Gruppe hat mit Erfolg sich und ihre Trachtenvielfalt schon bei mehreren internationalen Festivals präsentiert, ihre Tänze hat sie in den verschiedenen Regionen des Landes gesammelt.