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Herbstexpedition der Trachten und Volkstabzgruppe Starkenburg

Es muss nicht immer Volkstanz sein. Unter diesem Motto veranstaltet die Trachtenguppe immer mal wieder etwas, das nicht unbedingt mit dem Verinsmotto übereinstimmt. Legendär zu nennen sind in dieser Hinsicht schon die alljährlichen Ausflüge nach Dahn, in die dortige Jugendherberge.

Nachdem von vielen Vereinsmitgliedern das Interesse an Land und Geschichte des Wasgaus insbesondere der dortigen Felsenburgen bekundet worden war, trafen sich die Teilnehmer am Samstag den 20. September bei Kaiserwetter um gemeinsam zum Ausgangpunkt der Rundwanderung, der Ortschaft Petersbächel, tief im Pfälzerwald gelegen zu fahren.
Dieser wurde just dann erreicht, als eben die PWV Hütte (Pfälzer Wald Verein) öffnete. Diese Gelegenheit wurde dankbar wahrgenommen, um die von der langen Anfahrt etwas steif gewordenen Beine durch ein Medikament aus der dortigen Schankraum wieder in Schwung zu bringen.

Stärkung der Truppe
Anmerkung der Redaktion: von links nach rechts: Birgit Knapp, Beate Zehrbach, Martina Neher, Rüdiger Linder beim vespern.

Geologische Anmerkung: Der Boden des Wasgaus besteht vorwiegend aus Buntsandstein. Eigentlich müßte man von einer mehreren hundert Metern dicken Platte sprechen. Durch Wasser, Wind und Erosionen wurde das heutige Aussehen dieser Landschaft medelliert. Einige härtere Sandsteinschichten troten Wind und Wetter und blieben gesondert als Felsenriffe stehen. Auf dem größten von ihnen herrschte bereits im frühen Mittelalter eine regen Bautätigkeit: Die markanten Felsenburgen entstanden. Einzigartig in Deutschland.

Das erste Ziel der Wanderungwar der Aussichtsfelsen "Bayrischer Windstein". Dieser muss über eine hohe, steile Leiter erklommen werden und bietet seinen Besuchern einen der schönsten Rundblicke über den Wasgau, die Nordvogesen und Teile Lothringens.
Von dieser Stelle aus konnten die Expeditionsteilnehmer auch schon das nächste Etappenziel in Augenschein nehmen, die unweit gelegene Felsenburg "Lützelhardt"

Lützelhardt: Die Burg wurde um 1250 zum ersten Mal Urkundlich erwähnt. Ihre Funktion war die einer Grenzburg um den lothringischen Besitz nach Osten hin abzusichern. Sie erhebt sich auf einem weithin sichtbaren 330 Meter hohen Gipfel. Die Maße des Burgfelsens betragen 80x6x20 Meter.

Auf dieser Burg, die schon in Frankreich liegt und heute leider nur noch Ruine ist, nahm die Gruppe Platz zu einer ersten Vester. Von hier aus hatten wir auch die Möglichkeit einen Blick auf die sagenhafte Tierwelt des Pfälzerwaldes, zu dem der Wasgau eigentlich gehört, zu werfen. Nur schamenhaft konnte man sie erkennen, die seltenen Elwetritsche, Rasselböcke und Dilldappen, die normalerweise nur des nächtens ihr Unwesen mit den unwissenden Touristen treiben.

Gut gestärkt schlugen die Expeditionsteilnehmer dann den Weg zur nächst gelegenen menschlichen Behausung ein. Und das war auch gut so. Ständig, auf Schritt und tritt hörten die Teilnehmer das flehende Wispern der Elwetritsche und Dilldappen nach Nahrung. Insbesondere der mitgebrachte Rotwein hatte es den Kobolden aus der Familie der Knilche angetan. Doch schon bald hatten wir Obersteinbach erreicht und ließen den Spuk hinter uns im Wald zurück.

Obersteinbach besticht durch seine Fachwerkhäuser und die vielen Laufbrunnen aus Sandstein. Der Ort war bis 1826 bayrisch, wurde dann aber im Zuge einer Grenzbegradigung mit Frankreich getauscht. Neben vielen verlockenden Speisekarten wartet der Ort mit dem "Musee des Chateaux" auf. Hier wird auf den Bau und die Geschichte der Felsburgen näher eingegangen.

Die Teilnehmer forderten nunmehr eine erneute Rast in einem der schmucken Fachwerkhäuser. Doch dieses wurde von der Expeditionsleitung vehement abgelehnt, da zu beführchten war, dass die Getränke lähmende Substanzen enthalten könnten, welche die weitere Durchführung der Wanderung unmöglich machen könnte.
Die nächste Burg auf dem weiteren Weg war die "Klein Arnsburg".

"Klein Arnsburg":Die heutige Ruine erhebt sich auf einem walzenförmigen ca. zwanzig Meter hohen Sandsteinfelsen über dem Steinbachtal. Sie diente wohl als Beobachtungsposten des nahegelegenen Wasigensteins.
Wie der Name schon andeutet ist die Burg relativ klein. Die Maße der Plattform der Oberburg betragen nur ca. 15x18 Meter. Ihre Ersterwähnung ist für das Jahr 1335 belegt, zerstöhrt wurde sie im dreißigjährigen Krieg.

Hendrik Maul
Anmerkung der Redaktion:Hendrik Maul

Nach einer weiteren Rast in der die letzten Tropfen Des Roten Weines vor den Waldplagegeistern in Sicherheit gebracht wurden, verließen wir die "Klein Arnsburg" um hangaufwärts durch den Schlangenwald zur nächsten Ruine, dem Wasigenstein zu wandern. Eigentlich sind es zwei getrennte Burgen, die auf einem steilen durch einem tiefen Riss getrenntem Felsenriff stehen, Groß Wasigenstein und Klein Wasigenstein.

Der Sage nach soll hier der Zweikanpf zwischen Walter von Aquitanien, Gunter von Worms und Hagen von Tronje stattgefunden haben.

Groß Wasigenstein und Klein Wasigenstein: Beide Burgen erheben sich in Spornlage am westlichen Hang des Maimont. Beide Burgen sind gegeneinander durch mächtige Schildmauern abgesichert und nur durch lange schmale, steil den Felsen hinaufführende, in den Sandstein gehauene Treppe zu betreten. Sie diehnt als Wohnburgen derer von Wasigenstein und darüber hinaus als Wachposten an der wichtigen Straße über den "Col du Götzenberg". Die Gründung der Burg dürfte wohl um das Jahr 1250 erfolgt sein, den !270 werden zum ersten Mal die Brüder Friedrich und Seman von Wasigenstein erwähnt. Erwähnenswert sind die Wohntürme aus gotischer Zeit, deren Buckelquadermauerwerk besonders schön anzusehen ist.

Hier wurden wir auch mit einer bislang nur aus Büchern bekannten Unterarten der Elwetritsche konfrontiert, dem "Vampier, oder dem kleinen Blasentritsch, wie er auch vielfach genannt wird. Er schlug bei den Teilnehmern Martin S. und Peter B. derart überraschend und unerwartet zu, dass beide nur durch sofortiges Salben und Pflastern zum Weitermarsch zu bewegen waren.
Nächstes Ziel und damit auch letzte Burg auf dieser Expedition war die Burgruine Blumenstein, die sich bereits wieder auf deutschen Gebiet befindet.

Blumenstein: Auch diese Burg wurde wohl Mitte des dreizehnten Jahrhunderts gegründet und sollte unter andern die wichtige Walthari Straße bewachen. Die Maße des Burgfelsens betragen ungefähr 55x8x15 Meter. Man darfhier aber wohl eher von einem Wohnturm mit diversen Anbauten als von einer Burg ausgehen. Zerstöhrt wurde sie wie so viele andere auch bereits im dreißigjährigen Krieg.

Auf dieser Burg entdeckten wir mehr oder weniger ein hilfreiches Mittel gegen die mittlerweile lästig gewordenen Waldkobolde. Kurz nachdem Wolfgang W. eine Flasche selbstgebrannten Obstler entkorkte, erklang im Wald ein großes Jammern und Wimmern und die Elwetrische rannten die Hände am Kopf gepresst, gefolgt von unzähligen laut schreienden Dilldappen in wilder panik in den tiefen Wald zurück.

Noch einmal konnte die Expeditionsteilnehmer den herrlichen Blick über den herbstlich gefärbten Wald genießen, bevor der Rückmarsch angetreten wurde.
Nach den letzten Kilometerchen standen die Wanderer wieder auf dem Parkplatz in Petersbächel. Viele klagten nun über lahem Beine und Füße. Auf den Rat des mitgewanderten erfahrenen Sanitäters Thomas M. begaben sich die Leidenden in den Schankraum der PWV Hütte, um sich mit den dort erhältlichen Medikamenten zu versorgen.
Der Abschluss dieses Tages fand in einem Ort statt, dessen Namen wir lieber geheim halten wollen. Obwohl dieser Ort nur etwas 150 Einwohner hat, genießt die dortige "Augerge du Wasigenstein" bereits Weltruf in Feinschmeckerkreisen. Sie wird sogar im Michelin Gourmetführer erwähnt. Es würde jetzt hier den Rahmen dieses Berichtes sprengen; "Die vielen guten Sachen, die die dort machen" aufzuzählen.
Aus diesem Grund rät die Trachten und Volkstanzgruppe Starkenburg e.V. Heppenheim: Hinfahren lohnt sich allemal.


Letzte Änderung dieser Seite am 08.10.2005 von Thomas Maul. Informationen unter birgit.jung@tvg-starkenburg.de