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Spiel mit den Sinnesorganen

Weinmarkt: Im Winzerzelt konnten am Samstag edle Rebensäfte verkostet werden - Rot kein Auslaufmodell

HEPPENHEIM (jn). Rot ein Auslaufmodell? Nicht beim Wein, das belegte Reinhard Antes am Samstagnachmittag beim Weinmarkt sozusagen schwarz auf weiß. Der Vorstandsvorsitzende der Bergsträßer Winzer eG, der mit Aufsichtsratsvorsitzendem Hans Engelhard die traditionelle öffentliche Weinprobe im Winzerzelt moderierte, hatte sich bei der Vorbereitung seiner Beiträge vor allem am politischen (Farb-)Spektrum als Vergleichsvariable orientiert.

In der Tat liegt der Flächenanteil der Bergsträßer Rotweinsorten bereits bei 20 Prozent: Zu Spätburgunder, Dornfelder, Saint Laurent, Merlot, dem dunkelroten Regent und Frühburgunder - der "edlen Spitze der Qualitätspyramide", da er meist höhere Reifegrade bringt als der Spätburgunder - werden sich laut Antes in diesem Herbst die ersten Trauben bei Cabernet Sauvignon und der Trendsorte Blaufränkisch hinzugesellen.

Neun weitere rote Sorten wären schon im Ausbau: "Damit haben wir hier inzwischen ein Patt in der Anzahl der weißen und roten Sorten." Vier Rotweine, ein Rosé-, sechs Weißweine waren es am Samstag unter den zwölf erlesenen Proben, zusammengestellt von den Kellermeistern der Genossenschaft und kredenzt von den fleißigen Helfern der Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg sowie ihren Kollegen vom Auerbacher OWK.

Gefeiert wurden "zwei große Jahrgänge", der Ausnahmejahrgang 2003 und der "Wunschjahrgang" 2004, denn beide ergänzen sich in den Augen der Winzer aufs feinste in Sachen Qualität und Quantität. "Eine Weinprobe ist ein Spiel mit den Sinnesorganen", so sah es Hans Engelhard, als Tröpfchen Nummer eins, ein Kerner-Sekt "Schloss Starkenburg" halbtrocken, in den Gläsern funkelte: "Sehen, riechen, schmecken - und vielleicht auch zuhören."

Letztere Tugend stand von Anbeginn der Weinprobe an leider nicht allzu hoch in der Gunst. Ein Publikum, dessen Durchschnittsalter - trotz zahlreicher Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Weinbau, die Engelhard in erfreulicher Kürze begrüßte - weit unter vierzig Jahren lag, dürfte wohl auch den Geräuschpegel in die Höhe getrieben haben. Da müssen die Novizen noch was lernen, und an interessanten Informationen mangelte es den Moderatoren nicht.

Schon, was sich zu den Weinen erfahren ließ, veranlasste zu andächtigem Trinkgenuss: Weine, wie sie nicht jederzeit heranreifen, mit Preismünzen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), bei Landes- und Bundesweinprämierungen bedacht, das hat, wer sich sonst im Supermarkt bedient, mitnichten auf der Zunge. Anlass für Hans Engelhard, gleich mal in Richtung Stadtkapelle scherzhaft-mahnend den Zeigefinger zu heben: kein "Bier auf Hawaii", kein Hofbräuhaus in München, weder "griechischen Wein" noch jedwede Weinlieder aus Rheinland-Pfalz.

Kein Problem für Gerhard Schäfer und seine gut aufgelegten Musiker, die am Samstag so was wie ihren Hauptkampftag im Weinmarktprogramm absolvierten. Die Stadtkapelle zeigte sich ebenso vielfältig gerüstet wie die Winzer, vom lateinamerikanischen Sound bis zu "Rock around the Clock". Allenfalls das Wasser im Rhein, das so gern gold'ner Wein sein solle, schien genehmigt - wobei Gerhard Schäfer beim Auftakt doch vorsichtshalber mal über die Schulter lugte in Richtung des gestrengen Zensors.

Warum das so ist, erläuterte Reinhard Antes am Beispiel des 2003er Zwingenberger Steingeröll Riesling Kabinett: Wer Bergsträßer Wein trinkt, sichert zu einhundert Prozent Arbeitsplätze in der Steillagenlandschaft: "Das sind reine Handarbeitsplätze vor unserer Haustür, die nicht durch Maschinen zu ersetzen sind. Wer Bergsträßer Wein vorzieht, handelt ökologisch, denn der Transport eines Liter Weins aus Übersee verbraucht fünf Liter Erdöl und verteuert es damit unnütz."

Um die exotischen Rebsorten sollte es den Konsumenten dabei nicht bange sein: "Unsere Winzer haben inzwischen bewiesen, dass für jede Rebsorte der Welt an irgendeiner besonders ausgewählten Stelle an der Bergstraße Platz ist" - dank der geologischen und kleinklimatischen Besonderheit der Landschaft im kleinen Anbaugebiet.

Dass es, um solche Raritäten wie den Höhepunkt der Weinprobe, eine Heppenheimer Stemmler Riesling Trockenbeerenauslese, 2003 gelesen mit einem Mostgewicht von 209 Grad Öchsle und seltener als Eiswein, in die Flasche zu bekommen. Der vereinten Anstrengungen der Winzer und der Kellermeister bedarf, hatte zuvor schon die amtierende Bergsträßer Gebietsweinkönigin Regina Schuster hervorgehoben. Folgerichtig kassierte das Team der Genossenschaft den Dank, das sich um die Organisation verdient gemacht hatte: Kellermeister Gerhard Weiß, Martin Matter, Carina Ulmen, Stefan Wastl und Adriano Einberger. Sozusagen nachproben darf zudem die Stadtkapelle. Ein umfangreiches Weingebinde gab es als Dank für die Musiker, denn die hatten sich ob des Auftrittspensums allen Versuchungen enthalten.


Letzte Änderung dieser Seite am 05.07.2005 von (unbekannt). Informationen unter birgit.jung@tvg-starkenburg.de