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Fahrten zu anderen Trachtenfesten
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Finanzierungsmodell trägt nicht mehrTrachten- und Volkstanzgruppe: Ob es eine Neuauflage des beliebten Folklorefestivals gibt, steht nicht festHEPPENHEIM (zet). "Die Welt zu Gast bei Freunden" - sechs Worte, ein kollektives Wohlfühlerlebnis. Deutschland berauschte sich im gerade zu Ende gegangenen Jahr an der Fußballweltmeisterschaft. Die Republik staunte 2006 über sich selbst und genoss öffentlich die neue Leichtigkeit.Für viele Heppenheimer war das angenehme Gefühl des internationalen Unterhakens in der Sommerluft allerdings nicht wirklich neu. Vielmehr erinnerte sich mancher, Ähnliches, wenn auch etwas kleiner formatiert, schon wiederholt durchlebt zu haben. "Die Welt zu Gast in Heppenheim" titelte die Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg schon vor Jahren, als sie zu ihren Folklorefestivals eingeladen hatte. Nur, was ist aus den Veranstaltungen geworden, die regelmäßig Tänzer wie Musiker aus aller Welt an die Bergstraße brachten und Freundschaften über Ländergrenzen und Ozeane hinweg stifteten, wie sieht die Zukunft aus? Norbert Müller, stellvertretender Vorsitzender der Trachten- und Volkstanzgruppe und Vater der Festivalidee in Heppenheim sowie unermüdlicher Cheforganisator über Jahrzehnte, räumt auf ECHO-Anfrage ein: "Ich bin mir nicht im Klaren darüber, ob es noch einmal eine Neuauflage geben wird." Gefragte werde er immer wieder danach, und oft kämen die Fragen einer Aufforderung zur Fortsetzung gleich. Doch das ist nicht einfach. Die Rahmenbedingungen waren schon immer schwierig, und sie sind in den vergangenen Jahren noch schwieriger geworden. Statt Festival Nummer zehn gibt es somit absehbar nur ein großes Fragezeichen. Für Müller ist dies eine schmerzhafte Erkenntnis. Denn trotz des enormen Kraftaufwands für ihn und seine Mitstreiter hat der Mann, der im Vorstand der Weltvereinigung der Trachtentänzer als Vorsitzender der Festivalkommission ebenfalls weltumspannende Fäden in der Hand hält, die Veranstaltung in Heppenheim immer wieder gerne auf die Beine gestellt. Er bescherte der Bergstraße damit großartige Momente. Ziel war es vor allem bei den letzten Festen, Trachtengruppen aus möglichst vielen Kontinenten dabei zu haben. Seit 1980 wurden die Festivals organisiert, anfänglich und am Ende im Abstand von zwei Jahren, in der Zeit zwischen 1982 und 2000 alle drei Jahre. Oft war die Freilichtbühne Kulisse, die - weitaus kleinere - Mehrzweckhalle im Stadtteil Erbach wurde als Schlechtwetteralternative gebucht. Aber auch der Graben am Rande der Heppenheimer Altstadt war Schauplatz des Festivals, das dort zuletzt im Jahr 2002 im Doppel mit der Stadtkirchweih veranstaltet und vom Publikum gefeiert wurde. Seit dem ruht das Fest. Herrlich war es all die Jahre, schön war es immer wieder. Und das nicht nur für Besucher, sondern auch für Gastgeberfamilien in Heppenheim und Umgebung, wo Tänzer, Musiker und Begleiter der Gruppen untergebracht waren. Vielleicht wagt die Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg, an deren Spitze Thomas Maul steht, im Jahr 2009 den Versuch einer Fortsetzung, doch Müller weiß um die Hürden und gibt sich skeptisch. Das große Problem ist die Finanzierung der Großveranstaltung, die zeitweise bis zu 3000 Besucher auf die Freilichtbühne lockte. Ein Folklorefestival mit Format wie in Heppenheim gewohnt ist höchst kostenintensiv. Legt man Zahlen aus der Vergangenheit zugrunde, müssen 25.000 bis 30.000 Euro auf der Ausgabenseite kalkuliert werden. Von der Stadt gab es früher einen Zuschuss, der Rest musste über Sponsorengelder, kleinere Auftritte der Trachtentänzer in der Umgebung und zeitweise über Eintrittsgelder eingespielt werden. Ein Finanzierungsmodell, das auf wackeligen Beinen stand und in Teilen heute nicht mehr trägt. Ob und wenn ja in welcher Höhe in Zeiten leerer kommunaler Kassen bei einer Neuauflage eine städtische Unterstützung zu erwarten ist, könne derzeit nicht beantwortet werden, bilanziert Norbert Müller. Zudem werde es immer schwieriger, Geld aus der Wirtschaft zu bekommen. Nicht wirklich ins Gewicht fallen die Einnahmen durch Auftritte, und vom Eintrittsgeld hat man sich inzwischen auch verabschiedet. Letzteres dürfte bei einer witterungsabhängigen Veranstaltung wie dem Folklorefestival, das als Open-Air angelegt ist, ehedem keine feste Größe sein. Neben der Finanzierungsfrage drücken aber auch andere Sorgen. Die Trachtengruppe ist klein, die Herausforderung der Festivalorganisation groß. Müller steht lediglich ein kleines Helferteam zur Seite, und mit zunehmenden Anforderungen im Berufsleben bleibt hier immer weniger Luft fürs ehrenamtliche Tun. Zudem ist es schwierig geworden, ausreichend Gastfamilien zu finden. Immerhin müssen 150 bis 180 Teilnehmer aus fünf bis sechs Gruppen privat einquartiert werden. Eine Alternative gibt es nicht. Ansonsten würden die Kosten explodieren. Sollte sich der Verein tatsächlich zum Versuch einer Neuauflage des beeindruckenden Festivals durchringen, ist ihm ausreichende Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und von Privatleuten zu wünschen. |
| Letzte Änderung dieser Seite am 23.02.2007 von (unbekannt). | Informationen unter birgit.jung@tvg-starkenburg.de |