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Boden, Klima und harte ArbeitWeinmarkt: Öffentliche Weinprobe der Winzer eG beleuchtet das Zusammenspiel vieler Faktoren - Ein Höhepunkt des FestesHEPPENHEIM (fk). Fast hätte man glauben können, einem geologischen Kolleg beizuwohnen, als die Bergsträßer Winzer eG am Samstagnachmittag ihre öffentliche Weinprobe zelebrierte. So sehr sich die Moderatoren auch darum bemühten, der unter dem Motto "Boden & Wein" stehenden Veranstaltung spielerische Leichtigkeit einzuhauchen, gelang dies nicht immer. Das Winzerzelt ist nun mal kein Hörsaal und die Weinmarktbesucher kein Publikum, das sich geschlagene zweieinhalb Stunden lang mit wissenschaftlichen Daten füttern lässt. Entsprechend lautstark war die Geräuschkulisse: Stimmengewirr, wo Aufmerksamkeit geboten gewesen wäre. Da nutzte auch lautes Schellenläuten und die Bitte um Ruhe nichts.Dass die Veranstaltung dann doch noch als einer der Höhepunkte in die Annalen des 57. Weinmarktes eingehen wird, war dem Umstand zu verdanken, dass mit jeder Probe mehr der Stimmungspegel anstieg und sich das Moderatoren-Team mit zunehmendem Verlauf der Faustregel besann, wonach in der Kürze die Würze liegt. Auf einmal lief es glänzend – im doppelten Sinne des Wortes. Mit Peter Böhm von der Forschungsanstalt Geisenheim hatte die Winzer eG einen für das Thema Boden und Wein ausgewiesenen Spezialisten gewinnen können. Sein Bemühen, sich nicht zu sehr im Fachchinesisch zu verlieren, war unverkennbar. Andererseits ist es ein Ding der Unmöglichkeit, die komplexen Zusammenhänge zwischen Boden, Klima und harter Winzerarbeit ohne etwas "Tiefgang" herauszuarbeiten. Wer die Ohren spitzte, konnte durchaus um viele Erkenntnisse reicher den Nachhauseweg antreten. Nicht nur unter diesem Gesichtspunkt war die Veranstaltung topp. Peter Böhm nahm am Samstag dort Platz, wo normalerweise die Weinkönigin sitzt. Die aktuelle Regentin hatte ihren Urlaub gebucht. Es ging aber auch ohne Krönchen. Die Hauptkrone gebührt eh den Winzern, die unter teils schwierigen (Steillagen-)Verhältnissen den Boden bearbeiten. Dieser Boden weist an der Bergstraße verschiedenste Gesteinsarten und folgernd daraus ebenso verschiedene Weine auf, die sich unter dem Sammelbegriff "würzig und vollmundig" einordnen lassen. Kristalline Schiefer-, warme Sand- und Lössböden, in einigen Heppenheimer Lagen sogar der gelbe Buntsandstein bringen in Kombination mit einem durchschnittlichen Jahresklimawert von zehn Grad Celsius Tropfen hervor, die es längst in die Phalanx großer deutscher Weine geschafft haben. Böhm erläuterte die geologischen Besonderheiten, Winzer eG-Geschäftsführer Otto Guthier den Anbau und das daraus entstehende Produkt. Dass sich mit dem prima wuchern lässt und Weine von der Bergstraße der beste Werbeträger für die Region sind, wurde bei der öffentlichen Weinprobe bestätigt. Vorstandsvorsitzender Reinhard Antes hatte eingangs begrüßt und viel Spaß beim "Crashkurs in Bodenkunde" gewünscht. Die "Teufelswinzer", eine Art Jugendabteilung der Genossenschaft, sowie Mitglieder der Volkstanz- und Trachtengruppe Starkenburg trugen zwölf Kreszenzen auf, darunter zum Einstieg den aus Riesling-, Müller-Thurgau- und Scheurebe-Trauben gewonnenen Primasecco, der seit seinem Start vor 13 Jahren einen Siegeszug ohnegleichen angetreten hat und mit einem jährlichen Ausstoß von 150000 Flaschen zu einem Verkaufsschlager geworden ist. Eine ähnliche Erfolgsstory schreiben momentan die Rotweine. Verkostet wurden ein Frühburgunder QbA trocken, ein durch feine Fruchtaromen geprägter Saint Laurent sowie ein im Barrique gereifter Pinot Noir aus der Lage Hemsbacher Herrnwingert. Ein feinherber Weißherbst, gelesen am Laudenbacher Sonnberg, leitete über zu den Weißweinen und damit zum "Kultwein" Stemmler, laut Guthier übrigens die "wichtigste Lage der Bergstraße". Von den 73 Hektar bewirtschaften die "Genossen" der Winzer eG dort allein 54, wie der Geschäftsführer ergänzte. |
| Letzte Änderung dieser Seite am 02.03.2011 von (unbekannt). | Informationen unter birgit.jung@tvg-starkenburg.de |