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Würdigung: Bundespräsident Christian Wulff überreicht Hedwig Schneider das Bundesverdienstkreuz erster Klasse
Vorbild menschlichen Miteinanders
Das Bundesverdienstkreuz verlieh Bundespräsident Christian Wulff am Donnerstag in Bad Vilbel der Heppenheimerin Hedwig Schneider. Sie wurde für ihr Engagement in "Annies Suppenküche" geehrt. Foto: dpa HEPPENHEIM/BAD VILBEL (fk). Dass er in Wiesbaden, der ersten Station seiner Hessenreise, von einem einschlägig bekannten Eierwerfer attackiert wurde, ist Christian Wulff bei seiner Ankunft in Bad Vilbel nicht anzumerken. Vor dem Sport- und Kulturforum des Stadtteils Dortelweil, wo er am Donnerstag neben zwei anderen Persönlichkeiten die Heppenheimerin Hedwig Schneider mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse auszeichnete, entsteigt der Bundespräsident strahlend seiner von acht schweren Polizei-Motorrädern eskortierten Limousine. Wulff orientiert sich kurz, um sich dann in Begleitung des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) im wahrsten Sinne des Wortes unter das auf dem Vorplatz stehende Volk zu mischen. Säule der GesellschaftDer protokollarisch erste Mann des Staates unterhält sich dabei auch länger mit einer Gruppe hessischer Trachtenträger, unter ihnen Thomas Maul von der Heppenheimer Volkstanz- und Trachtengruppe Starkenburg. Maul freut sich danach über Wulffs unkomplizierte Art. Man habe gemerkt, dass sein Interesse nicht gespielt war. Vom Eierwurf ist keine Rede. Unter den rund 150 geladenen Gästen im Sport- und Kulturforum hat sich der Vorfall noch nicht herumgesprochen.Als der Bundespräsident den Saal betritt, brandet starker Beifall auf. Ein Schülerchor intoniert zunächst Schwungvolles, um zum Abschluss die Nationalhymne erklingen zu lassen. In der dazwischen liegenden Stunde stimmt Christian Wulff, den die Boulevardpresse auch schon mal als "Traum aller Schwiegermütter" bezeichnet, ein Hohelied auf bürgerschaftliches Engagement an. "Freiwilligkeit", sagt er, "ist die eigentliche Säule unserer Gesellschaft". Wulffs Blick ist dabei auf Hedwig Schneider gerichtet, die aus seinen Händen als erste das Bundesverdienstkreuz in Empfang nimmt. Es folgen Ann Kathrin Linsenhoff, die nach ihrer von olympischem Gold gekrönten sportlichen Karriere eine Stiftung für notleidende Kinder ins Leben gerufen hat, sowie Klaus Plösser, der im Vereinsleben stark engagierte Vize-Bürgermeister von Bad Soden. Drei Persönlichkeiten, die bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Biografien doch eines verbindet: Sie übernehmen Verantwortung dort, wo der Staat nicht mehr helfen kann, und setzen so Zeichen für einen Gemeinsinn, der mehr und mehr abhanden zu kommen droht. Die 25 Köpfe starke Heppenheimer Gruppe zeigt sich überrascht über Wulffs sehr persönlich gehaltene Würdigung. Auf der Busfahrt nach Bad Vilbel war noch gemutmaßt worden, seine Rede werde wohl eher Allgemeines zum Ehrenamt enthalten. Man hat sich getäuscht und freut sich umso mehr darüber, als der Bundespräsident in großen Zügen Hedwig Schneiders beeindruckenden Lebensweg nachzeichnet: Mitbegründerin der Caritas-Familienhilfe, Urgestein des DRK-Ortsvereins, gute Seele von Annies Suppenküche. Entsprechend zusammengestellt war auch die Heppenheimer Delegation, allen voran drei Persönlichkeiten, die am längsten Hedwig Schneiders Lebensweg begleitet haben: Resel Rothermel und Klaus Adler als Mitstreiter in der Caritas und in Annies Suppenküche sowie Karl Scheiber vom Roten Kreuz. Letzterer greift auf der Rückfahrt zum Bordmikrofon und spricht von einem beeindruckenden Erlebnis. "Wir freuen uns von ganzem Herzen für unsere Hedwig", bringt Scheiber die Stimmungslage auf den Punkt. Die derart Gelobte wiederholt daraufhin, was sie bereits vor großem Publikum in Bad Vilbel gesagt hatte. Sie persönlich, betont sie, wäre nie dazu in der Lage gewesen, "die ganze Arbeit alleine zu schaffen". Das Bundesverdienstkreuz wolle sie ausdrücklich auch als Auszeichnung für all jene verstanden wissen, die ihr über Jahre hinweg zur Seite gestanden haben. Mehr tun als man mussBescheidenheit ist offenbar grundsätzlich ein Merkmal, von dem ehrenamtliche Tätigkeit getragen wird. Man könnte auch formulieren: Die Stillen im Lande sind die wahren Helden und, wie Volker Bouffier sagte, "der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält". Wulff nahm den Gedanken auf und zitierte Hermann Gmeiner, den Gründer der SOS-Kinderdörfer: "Unser Land lebt von Menschen, die mehr tun, als sie müssen."Hedwig Schneider attestierte der Bundespräsident in diesem Kontext ein hohes Maß an Verantwortung. "Unser Land braucht solche Vorbilder" - Vorbilder des "menschlichen Miteinanders", wie er hinzufügte. Wulffs Laudatio schloss mit einer Bitte: "Ich wünsche mir, dass Sie anderen viel von Ihren persönlichen Erfahrungen preisgeben." Schmunzeln erregte der Bundespräsident, als er aus einer statistischen Erhebung zitierte, laut der ehrenamtlich engagierte Mitbürger eine über zwanzig Prozent längere Lebenserwartung haben sollen. So betrachtet, macht die 81 Jahre alte, im Herzen aber jung gebliebene Hedwig Schneider garantiert die hundert voll. |
| Letzte Änderung dieser Seite am 29.07.2013 von (unbekannt). | Informationen unter birgit.jung@tvg-starkenburg.de |