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Feiern wie in längst vergangenen TagenBurgfest: Historischer Umzug in Lindenfels lässt altes Handwerk, Traditionen und Brauchtum wieder lebendig werden
Im Festtagsgewand ihrer Großväter und Urgroßväter traten die Männer beim Burgfest-Umzug gestern in Lindenfels an. Foto: Karl-Heinz Köppner LINDENFELS (ciri). "Die Wahrung und Pflege des überlieferten Brauchtums sowie die Erhaltung der Odenwälder Tracht" - der traditionelle Festumzug zum Burg- und Trachtenfest leistete am Sonntag dazu einen wichtigen Beitrag. Seit 1904 wird das Fest in Lindenfels gefeiert. Was damals noch modern war, wird heute von den Umzugsteilnehmern als eine kleine Reise in die Geschichte dargestellt. Neben vielen Schaulustigen ließ sich auch die Sonne blicken, als die sechs starken Männer der Stadtwache ihre Lanzen zückten, um Lindenfels vor unerwünschten Besuchern zu schützen. Die Zaungäste entlang der Durchgangsstraße stellten anscheinend aber keine Bedrohung dar. Im Gegenteil - dankbar applaudierten sie, als die Festkapelle die ersten Töne anstimmte und für gute Laune sorgte. Nach der "Spinnstube" und dem "Handstreich" folgte gleich die Odenwälder Trachtenkapelle, bevor die Odenwälder Bauernhochzeit um die Jahrhundertwende als erste Attraktion durch Lindenfels rollte.
Brautgemach auf Rädern: Alle Motivwagen des Festumzugs wurden stilecht von Pferden gezogen. Foto: Karl-Heinz Köppner Jedes Jahr geht der Verkehrsverein auf Brautpaarwerbung. Am Sonntag führte nach erfolgreicher Nominierung im Juni das junge Ehepaar Caroline Mohr und Daniel Seyfarth-Mohr als Burgfestbrautpaar die feierliche Gesellschaft an. Unter den Hochzeitsgästen natürlich nicht fehlen durften das "Goldene Brautpaar", die Brauteltern und die Paten – unter ihnen war Bürgermeister Oliver Hoeppner. Alle waren in typisch Odenwälder Tracht bekleidet. Die Odenwälder Tracht als Einheitskleidung eines ganzen Gebiets gibt es nicht, sondern eine Vielzahl von Trachten, die aber eines gemeinsam haben – den gleichen Schnitt und die Zusammensetzung der einzelnen Trachtenteile. Dabei besteht die Männertracht aus dem Mutzen (Mantel), dem Wams (Weste), der Kniehose, hohen Strümpfen in blau und weiß, Strumpfbändel, Schnallenschuhe und dem Dreispitz. Die Frauen bekleiden sich mit einem Hemd, dem Mieder, dem Rock, dem Mutzen, dem Schultertuch, der Schürze, weißen Strümpfen, Stumpfbändeln und der Karnette (Haube). In der Farbauswahl haben die Trachtenträger freie Auswahl. Die kleinsten Hochzeitsgäste sorgten für einen besonders bezaubernden Anblick. Die kleinen Mädchen mit ihren Blumengrüßen waren hübsch anzuschauen. Ein anderes Mädel war in dem ganzen Umzugstrubel an der Schulter ihrer Mutter eingeschlafen, und ein Bube schlief sogar - ganz der Zeit um die Jahrhundertwende angepasst - in einem alten Korbkinderwagen. Für Entzückungsrufe sorgte auch ein Säugling in traditionelle Tracht gehüllt. Viele Vereine wie die Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg, die sich der Brauchtumspflege verpflichtet haben, nutzten den Festumzug als Plattform. Die lustige Truppe des Volkskunstkreises Beerfelden animierte die vielen Zaungästen zum Klatschen und Winken, als die Damen mit den typischen Korbhandtaschen vorbeiliefen - gefolgt von einer echten Ziege.
Überhaupt versetzten gerade die Vierbeiner die Stadt in die Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts. Stark vertreten waren die Pferde, die kraftvoll die vielen Umzugswagen die Hauptverkehrsader entlang zogen. Lautes Wiehern, gemischt mit Ziegengemecker, Hundegebell und dem Muhen der Kuh von Johannes Unger vermittelten einen guten Einblick in die damalige Geräuschkulisse. Der bekannte Bauer, der seine große Liebe in einer Fernsehsendung fand, bereicherte bereits den zweiten Themenbereich des Traditionszuges - das rollende Heimatmuseum. Die Postkutsche kündigte sich lautstark mit dem Posthorn an. Das Schlafzimmer des Burgfestbrautpaars wurde von Reinhold Wagners Pferden gezogen. |
| Letzte Änderung dieser Seite am 28.07.2013 von (unbekannt). | Informationen unter birgit.jung@tvg-starkenburg.de |